Gerichtsverhandlung gegen unseren Genossen

< Der Gerichtstermin am 12.07.2010 wurde verschoben. Ein neuer Termin wurde noch nicht bekannt gegeben.
Den neuen Termin werden wir umgehend hier veröffentlichen.

Am 12. Juli findet um 13:00 Uhr im Amtsgericht Königs Wusterhausen, Saal 203, die Verhandlung gegen einen unserer Genossen statt. Vorgeworfen werden ihm Diebstahl von Lebensmitteln im Werte von 3,48€ sowie Sachbeschädigung durch sprayen. Wir fordern euch auf, Solidarität zu zeigen. Kommt zur Verhandlung, seid da und unterstützt uns! Solidarität ist eine Waffe, also lasst uns sie benutzen!

Hier noch eine Ergänzung zu unserem Aufruf. Wir veröffentlichen einen Text aus dem Umfeld unseres Genossen:

SOLIDARITÄT MIT EINEM UNSERER GENOSSEN

Unser Genosse und politischer Freund hat demnächst ein Gerichtsverfahren. Dieses Verfahren, das vorher aus 3 anderen Verfahren bestand und nun zu einem Verfahren zusammengelegt wurde, ist nur die Spitze des Eisberges der Repressionen gegen ihn. Seit Jahren versuchen der Repressionsapparat im Süd-Östlichen Raum bei Berlin ihn aus dem Verkehr zu ziehen.

Sei es durch dubiose Anzeigen, Hausdurchsuchungen oder der Observation seiner Person, des Umfeld bzw dessen Wohnung. Seit geraumer Zeit müssen sich couragierte Antifaschisten/innen aus dem Raum Königs Wusterhausen / ZeuthenObservationen, Anquatschversuche vom VS oder Naziübergriffen bzw. nächtliche Hausbesuche derer gefallen lassen.

Lassen wir ihn mit den Problemen nicht alleine. Denn auch er braucht die Unterstützung genauso dringend wie einige Berliner Genossen/innen.

(Wann: 12.07.2010-13Uhr // Wo: Amtsgericht Königs Wusterhausen Saal 203; 5min vom S-Bhf Königs Wusterhausen) *An diesem Tag ist auch die Urteilsverkündung.

Achtung Terminverschiebung!!!

Der Gerichtstermin am 12.07.2010 wurde verschoben. Ein neuer Termin wurde noch nicht bekannt gegeben.
Den neuen Termin werden wir umgehend hier veröffentlichen.

Interview mit Aleksej Olesinov

Der Antifaschist und Sozialist Aleksej Olesinov saß seit November 2008 in einem russischen Knast ein. Im Zuge einer Auseinandersetzung mit als rechts geltenden Securities in dem Moskauer Klub „Cult“ wurde er von der Polizei festgenommen. Schnell wurde klar, dass er auf Grund seiner politischen antifaschistischen Aktivität von den staatlichen Repressionsorganen angeklagt wird.
Sein Anwalt wurde im Januar 2009 auf offener Straße erschossen. Nachdem nach längerer Suche ein neuer Anwalt gefunden wurde, begann Mitte April 2009 der Prozess gegen ihn. Verurteilt wurde Aleksej zu einem Jahr Knast .
Inzwischen ist er aus dem Knast entlassen worden.

Es gelang uns, ein Interview mit ihm zu führen. Hier der Wortlaut:

Interview mit Alexej Olesinov, der wegen antifaschistischen politischen Aktivitäten von der Moskauer Miliz festgenommen wurde, in Untersuchungshaft geriet und im Lager interniert gewesen ist

Erzählen Sie bitte, warum sie inhaftiert wurden und welche Anschuldigungen wurden ihnen vorgeworfen?

Ich wurde des bewaffneten Rowdytums als angebliches Mitglied einer Gruppe, die sich zuvor abgesprochen haben soll, beschuldigt. Außerdem wurde ich beschuldigt, Mitglied der „Antifaschistischen Bewegung“ zu sein. Meine verbrecherische Rolle und die meiner „Mittäter“ beruht angeblich darauf, dass wir Aktivisten der „Antifaschistischen Bewegung“ waren.

Hier in Deutschland ist es schwer vorstellbar, wie man in einem russischen Gefängnis lebt. Erzählen Sie bitte, wie dort der Tagesablauf ist

Solange, wie ich mich in Untersuchungshaft befand, gab es für uns keinen geordneten Tagesablauf, abgesehen davon, dass um 6 Uhr Wecken war und um 22 Uhr das Licht und die Elektrizität abgeschaltet wurden. Das ist eigentlich alles.

Erwies Ihnen jemand Solidarität und in welcher Form?

Ich erhielt sowohl von eigenen Kameraden, als auch aus dem Ausland Hilfe. Vom Ausland war das die „Rote Hilfe“ aus Deutschland, die einerseits sehr materiell war und andrerseits zur Unterstützung im Aufbau einer Internet-Seite bestand.
Außerdem hatte die Gruppe „What We Feel“ (eine russische antifaschistische Hardrockgruppe) eine Tour durch Deutschland, im Verlauf dessen eine bestimmte Geldsumme für meinen Advokaten gesammelt wurde.
Außerdem erhielt ich die Solidarität von Seiten einer Vielzahl russischer Antifaschisten, insbesondere vom „Anarchistischen schwarzen Kreuz“ , von der Bewegung „Autonome Wirkung“ und von vielen nicht politischen Gemeinschaften.

Uns wird häufig berichtet, dass man in den russischen Gefängnissen Gewalt gegenüber den Insassen anwendet. Sind Sie damit in Berührung gekommen? Wie war der Umgang der Gefängniswärter und der Vorgesetzten Ihnen gegenüber?

Ich bin im Gefängnis nicht mit irgend welchem Zwang in Verbindung gekommen, aber ich weiß, dass das in Moskau auf Grund der Beobachtung durch die Presse nicht praktiziert wird. Aber ich weiß, dass in Sankt Petersburg die Nazis die örtliche Gefängnisverwaltung der „Petersburger Kreuze“ (ein berüchtigtes Gefängnis in Sankt Petersburg) dazu benutzen, gegen Andersdenkende und Häftlinge vor zu gehen.
Ich selbst habe keinerlei Zwang verspürt (er lächelt dabei). Ich hatte keine besondere Kontakte, weder zu den Vorgesetzten noch zu dem Wachpersonal.

Warum saßen die anderen Inhaftierten im Gefängnis?

Auf Grund der Verbreitung von Drogen, Überfall, Diebstahl, Mord, Raub, Banditentum


Wie haben sich die anderen Inhaftierten ihnen gegenüber verhalten und welche politische Überzeugungen hatten diese?

Ich denke, dass keiner von diesen irgend eine politische Ansicht hatte.
Nimmt man die Verbrecher, die in den russischen Gefängnissen einsitzen, so spucken die auf irgend eine politische Überzeugung. Ich weiß gar nicht, wie man das sagen soll, zum Teufel!(lächelt). Der Sinn besteht darin, dass das Leben eines Verbrechers keine nationale oder ähnliche Sachen berührt, sagen wir z.B., die der Rassentrennung. Sie … wie sagt man, leben nicht nach dem Ehrenkodex, sondern erfahren keine Achtung.
Diejenigen Nazis, mit denen ich in Berührung gekommen bin, saßen nicht in den Gemeinschaftsunterkünften, sondern getrennt davon. Entweder in speziellen Unterkünften, in Zweimannräumen oder sonst irgendwo. Für sie ist das natürlich besser, da sie nicht mit den übrigen Häftlingen untergebracht sind.

Hatten irgend welche politische Themen eine wichtige Bedeutung im Gefängnis?

Nein ich habe keinerlei politische Diskussionen mit niemandem dort geführt. Solche Gespräche gab es nicht, obwohl im Prinzip, alle wussten wofür ich im Gefängnis sitze. Dort bestand die Mehrzahl aus Immigranten und noch irgend welchen, aber wir haben uns im Besonderen über solche Themen nicht unterhalten.
Aber, natürlich, verfügt die Mehrheit eine negative Einstellung zu den Nazis, da mindestens die Hälfte der jenen, die dort inhaftiert sind, Aserbaidshaner, Armenier, Georgier , Tadschiken, Usbeken und andere sind.

Hatten Sie irgendwelche Konflikte im Gefängnis mit anderen Insassen, die eine andere Weltanschauung oder politische Überzeugung hatten?

Konflikte? Hm … Im Prinzip gab es keine Konflikte. Das ist schwer zu sagen,…
Nicht bezüglich der Weltanschauung. Das einzige – das war nicht im Gefängnis, aber als ich schon im Lager war, wir hatten dort eine Baracke mit 200 Insassen. In unserem Teil der Unterkunft waren wir 50 – 60. Und ich war unter ihnen der einzige, der ein Buch gelesen hat und auf mich hat man wie auf einen „Volksfeind“ geschaut.

Warum war das so?

Sie waren nicht der Meinung, dass darin etwas Nützliches bestehen könnte.

Zum Schluss möchten wir erfahren, wie Sie gedenken, nach der Haft zu leben?

Das ist schwer zu sagen, aber auf meine Überzeugung hat sich die Haft auf keinen Fall ausgewirkt. Im Gegenteil, ich empfand die Unterstützung von mir nahen Menschen oder Leuten, die ich eventuell gar nicht kannte. Eher umgekehrt – ich habe mich in meinen sozial-politischen Ansichten gefestigt.
Ich danke all jenen Freunden, die mich unterstützt haben.
Ohne Zweifel, ich halte die Solidarität für eine der wichtigsten Sachen für denjenigen Menschen, der sich an der anderen Seite des Stacheldrahtzaunes befindet. Viele alltägliche Sachen, denen wir sonst keine besondere Aufmerksamkeit widmen, spielen dort eine ganz andere Rolle